Frau bei der Arbeit: Bootswerft Bremerhaven

"Noortje" bei Inselmann 2023

Wohnschiff Fotos - Schon wieder Werft? Jep, und diesmal ziemlich alleine.

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Bilder vom Werftaufenthalt Sommer 2023

Frau im Overall steht lässig vor rostigem Schiffsrumpf, Rostkratzer in der Hand. Alle vier Jahre wieder, kommt mein Boot auf die Erde nieder ...
Okay, falsche Richtung, es kommt aus dem Wasser hoch auf die Erde.

Bereits bei den Vorbereitungen und der Hinfahrt kämpft man ständig gegen die Frage: Warum mache ich das eigentlich?
Die muss man im Keim ersticken, denn es gibt keine logische Antwort. Werft ist ja nie toll, Schiffe gehören ins Wasser. Ähnlich wie Krankenhaus, ein notwendiges Übel, also: Wecker stellen, Augen zu und durch.

Tapfer stampfte Noortje in den ersten Sommerferientagen zur "Bootswerft H. Inselmann & Sohn GmbH". Abgesehen von einigen Minuten heftigem Stress quer vor der Einfahrt nach Bremerhaven, weil die Maschine Luft schluckte, wodurch man halbwegs hilflos motorstotternd herumtreibt, derweil sich von hinten eine Schnellfähre näherte, gab es keine größeren Probleme. Netterweise entschied der Motor sich hustend, gerade genug Sprit zu kriegen, um der Fähre auszuweichen und mit dem nächsten Dieselschluck hinter ihr in die Einfahrt zu flutschen.

Nach 21 Jahren mit meinem Boot wieder was gelernt: Halbvoller Tank reichte Noortje zwar auf dem Rhein stampfend jederzeit, aber nicht quer rollend in den Wellen vor Bremerhaven.

Um zu starkes Schwappen mit Luftschlucken sicher zu vermeiden: Volltanken.


Muschelbank

Erinnerst du dich an meinen Schreck über die Muschelbank 2019?
Damit du nicht zu den damaligen Werftbildern zurückklicken musst, die sah so aus:

Kleine Muscheln mit größeren Abständen zueinander und etwas Schwamm am Heck  

Ich dachte damals, schlimmer geht nimmer. Bis sich der Rumpf 2023 über Wasser hob:

Untere Ruderhälfte und komplette Hacke: Bedeckt mit Muscheln.   Größere Muscheln dicht an dicht und dicke Schwämme bedecken Kimm und Scheuerleisten   Dicker Muschelhaufen, von Schwämmen umkränzt, unter dem Bug   Das Boot mit Muscheln, niedrig im Lift hängend, auf dem Waschplatz  

Cover Schiffsdiebinnen

Erlebe NOORTJE auch im Roman: Komm an Bord und schmunzle mit den

Wohnen im Auto

Zuvor schlief und lebte ich alle Werftaufenthalte an Bord. So kann ich mich voll aufs Boot konzentrieren und die Stehzeit vom Aufstehen bis nachts voll nutzen. Pendeln zu einem anderen Schlafplatz würde zu viel Zeit und Geld kosten.

Nun hatten wir aber gerade erst im April dieses Jahres eine alte Hündin übernommen, die etwas zu schwer und zu ängstlich war, um sie eine Leiter hoch mehrmals täglich an und von Bord zu tragen. Darum fragte ich den Werftchef, ob ich ausnahmsweise mein Auto als Hundehütte direkt neben das Schiff stellen darf. (Statt auf die Parkplätze außerhalb des Geländes, wie sonst üblich.)

Frontansicht des Bootes hinter Gitterzaun, daneben steht roter Renault Espace   Heckansicht, beim Auto daneben Heckklappe offen.   Bett im Auto, Hund guckt raus durch offene Heckklappe, nur symbolisch verschlossen mit gekreuzten Auto-Gurten.  

So hatte der Hund mich allzeit bei der Arbeit am Rumpf nah im Blick und konnte sich fleißig im Auto- und Schiffbewachen üben oder meine Zuwendung einfordern, wenn ihm was nicht geheuer war. Und weil man seinen Hund nachts erst recht nicht alleine lässt, schlief ich natürlich auch im Auto.

Mein Espace ist zum Glück ja campingerprobt und meine jugendliche Tochter genoss derweil die ›sturmfreie Bude‹ in der Schiffswohnung. Die ich, solange Noortje an Land stand, quasi nur noch zum Werkzeug holen, Essen machen und Klamotten wechseln betrat.

Übrigens auch bei Regenschauern sehr praktisch, das Werkzeug in den Fußraum neben das Bremspedal zu werfen und ins wohnlich eingerichtete Auto springen zu können. Es ist erstaunlich, wie schnell Gewöhnung bei Mensch und Tier einsetzt, Hund und ich sahen unser kuscheliges, temporäres zu Hause bald ähnlich:
My car is my castle.


Als hätte die Zeit hier stillgestanden

Kaum hatte ich angefangen, die ersten Muschelbarten abzukratzen, sah ich aus dem Augenwinkel etwas Großes zwischen den anderen Booten herausfliegen, das knallte gewaltig. Ich jettete unter meinem Schiffsrumpf hervor und da lag er am Boden:

Heckspiegel Komoran Bremen auf Steinen liegend, näher.   Vordergrund Schild Komoran Bremen, dahinter Spanten-Gerippe   Holzschrott rund um rostiges Heck des Komorans, sein Schild auf dem Boden  

Ich traute meinen Augen kaum. Der Heckspiegel vom Komoran? Vor vier Jahren wurde er hier einen Tag nach mir aus dem Wasser gehoben und wir standen Nase an Nase, bis ich fertig war. (Siehe: Werft 2019) Nun komme ich wieder und sie beginnen gerade erst, ihn abzuwracken - als wäre inzwischen nichts geschehen, als wäre ich gestern erst hier gewesen!

So begleitete der Komoran auch diese meine Werftzeit bis zum Schluss: Täglich wurde sein Holz per Schubkarre zwischen meinem Auto und meinem Boot hindurch abtransportiert. Im Laufe der Wochen gab sogar der Hund das Verbellen der Schubkarre auf.

Am Ende war quasi ein ganzes Schiff an mir vorbeigefahren. (Was an sich häufiger vorkommt, nur halt nicht stückchenweise.) Als Noortje von Bremerhaven wieder Kurs auf Vegesack nahm, war vom einst so stolzen Komoran nur noch wenig morsches Gerippe übrig. Das wird wohl kaum stehenbleiben, bis ich in weiteren vier Jahren wiederkomme. (Wirklich wundern würde es mich allerdings auch nicht mehr.)

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Magnesium-Anoden

Der erste Regennachmittag konnte effektiv für Anoden- und Lebensmittel-Großeinkauf genutzt werden. Das fluppte so unerwartet flott und gut, dass ich glaubte, diesmal stünde alles unter einem superguten Stern.

Neue Anoden in Einkaufstasche   Zollstock an kahlem alten Anodensteg am Kiel   Alter Anodensteg und Kreidemarkierung am Rumpf  

Die Anodenstege waren zwar etwas kurz, aber nach viel Messen und telefonieren wurde beschlossen, sie statt am Rumpf an die alten Stege anzuschweißen - so weit, so simpel. Alles an Bord was wir brauchen, was konnte noch schiefgehen?

Nun, der Termin zum Anschweißen wurde mehrmals verschoben. Die Anoden lagen fast drei Wochen in ihrer Tasche unter dem Boot, die Hektik des ersten Tages hätte ich mir sparen können. Aber dies klappte letztlich wenigstens.

Drei andere Helfer, die angekündigt hatten, beim Kratzen und Pinseln helfen zu wollen, hatten alle gute Gründe, gar nicht zu erscheinen. Die verständlichsten und unvermeidlichsten Gründe ändern nichts daran, dass drei Leute, die jeweils zwei Tage mitpinseln, zusammen einen Unterschied von rund einer Woche ausmachen. Was ich anfangs glücklicherweise nicht ahnte, sondern frohgemut drauflos kratzte und klopfte, mich täglich motivierend, morgen käme gesellige Assistenz.
Okay, dann eben übermorgen.
Oder überübermorgen ...

Auf morgen hoffte ich übrigens bezüglich trockener Tage fast genauso vergeblich.


Bremerhavener Wetter

Regenschauer auf der Werft? Klar, gibt es gelegentlich. Bin ich gewöhnt. Dachte ich.

Farbtöpfe, Werkzeug und Planen liegen darum jederzeit bereit, blitzschnell wind- und regensicher unters Schiff geräumt zu werden. Aber dieser Sommer war dermaßen verregent, dass ich gefühlt mehr Zeit mit Werkzeug ein- und auspacken sowie Bordwände und Überläufe hinterher trockenwischen verbrachte als mit Streichen.

Das Regenradar wurde mein ständiger Ratgeber, ich lernte, täglich besser zu interpretieren, welche hell- und dunkelblauen Flecken auf der Karte knapp vorbeiziehen oder knallhart als Schauer runterkommen würden. Wie hatte ich das all die Werften zuvor eigentlich ohne Smartphone geschafft?

Immerhin, den Geruch des Windes und analytischen Blick in den Himmel hatte ich noch nicht ganz verlernt:

Bei einer Aussicht wie auf diesen Bildern kann man den Farbtopf garantiert zulassen. Eigentlich sollte man dann auch nicht so dusselig sein, den weiten Weg zum Klo loszulaufen.

Oranger Himmel unter drohenden Wolken in Häuserschlucht   Vordergrund Gitterzaun, dahinter Kreuzung mit Gebäude, orange-schwarzer Himmel  

Ich tat es trotzdem. Der Hund musste schließlich auch mal und wir sind ja nicht aus Zucker, stimmts?

Rega spaziert auf der Werftstraße unter drohenden Himmelsfarben, Häuser und Schiffe  

Okay, wir kamen fast trocken an. Dort kuschelten wir dann eine Stunde auf dem Kachelboden neben den Toiletten mit dem Hund, bis das ohrenbetäubende Prasseln auf dem Blechdach in sanftes Tröpfeln überging, die Windpfeifen nur noch säuselten und der Spuk vorübergezogen war. Immerhin eine Abwechslung, denn die meisten Regengüsse wartete ich im Auto ab, starrte dabei auf die Wasserfälle aus den Überläufen meines Bootes und aktualisierte die Skizze, die enthielt, wo ich bereits gestrichen hatte und wo noch nicht.

Denn bei solch unbeständigem Wetter wird nicht von vorne nach hinten oder gemäß sonstiger Logik gepinselt, sondern pur nach zuerst und zuletzt trockenen Schiffsteilen:

Unter dem Plattboden vom Noortje gibt es zwischen den wasserablenkenden Scheuerleisten einen mittleren Bereich, der (außer von Pfützenspritzern) gar nicht nass wird, da geht es sofort nach dem Regen weiter. Dann auf der Sonnenseite, sobald die trocken ist. Schattenseite und Bereiche rund um Überläufe werden dabei scharf beobachtet, um nach Auftrocknung direkt dorthin zu wechseln, bevor der nächste Schauer kommt. Denn nach dem geht es ja erst wieder unten weiter ...

Ohne Skizze verliert man durch diese Puzzlestreichweise spätestens bei der zweiten Lage - schwarz auf schwarz - den Überblick. Nie führte ich sie so gewissenhaft wie bei diesem Werftaufenthalt.


Frust und Fortschritt

Klopfen, kratzen, prüfen und messen kostete mich die erste Woche. Das wäre halbwegs normal gewesen, hätte ich danach gleich schwarz lospinseln können, wie bisher. Aber da ich letztes Mal am falschen Ende gespart und den billigsten Bitumenlack gekauft hatte, der ewig zum Aushärten brauchte und scheinbar Pflanzenwuchs an der Windwasserlinie geradezu magisch anzog wie nie zuvor, wollte ich meiner alten Dame diesmal etwas richtig Gutes tun: Erstmals eine 2K Zink-Grundierung probieren.

Mir war bewusst, dass portionsweises Anrühren von zwei Komponenten, in Kombination mit den Unwägbarkeiten von Wetter, Hund und Kind, deutlich mehr Aufwand ist. Nicht gerechnet hatte ich allerdings mit komplett ausfallenden Helfern und derart nassem Wetter sowie der Konsistenz des Produkts, das besonders gründliches Einarbeiten in die abertausend Poren in Noortjes altem Rumpf erforderte.

Diese erste Lage dauerte dann (statt ein bis zwei Tage bei Einkomponentenlack) die ganze zweite Woche.

Entsprechend folgte auf den letzten Pinselstrich der Grundierung kein innerer Jubel, sondern leichte Panik.
Kaum war der Farbtopf ausgekratzt, kam der nächste Regen und da hockte ich schon wieder in meinem Auto, glotzte auf mein vorübergehend nun hellgrünes Boot und begriff, dass von den drei geplanten Wochen nur noch eine übrig war.

Eine Woche, um noch drei Lagen Schwarz da drüber zu kriegen, plus drei Tage zum Durchhärten, damit das Boot nicht am Liftgurt kleben bleibt? Und das bei Wetterprognosen, die noch schlechter waren als zuvor?
Nicht wirklich realistisch.

Grün gestrichener Rumpf, betrachtet aus Autofenster.   Heckansicht fertige Grundierung  

Was nun? Eine vierte oder gar fünfte Woche war zwar ferientechnisch kein Problem, aber der Werftchef würde in Urlaub fahren und könnte mich erst bei Rückkehr zu Wasser lassen. Und das wäre eine Weile nach den Ferien gewesen. Also dann doch teuer pendeln und dreifacher Umzugsaufwand zwischen Wohnung und Werft?

Wenn man zwei Wochen lang mutterseelenallein unter einem Schiff sowie im Auto rumkrabbelt und der Hund auch wenig Feedback zu Entscheidungen gibt, hat das geistige Auswirkungen. An dem Wochenende kam eine Freundin, die sonst mit Schiffen nichts am Hut hat, und rettete mein Seelenheil. Gute Laune verbreitend, hockte sie sich zwei Tage lang mit unter mein Boot und pinselte akribisch korrekt eine Lage schwarz auf die Kühlrohre neben dem Kiel.
Spontan kam zudem der Vorsitzende unseres Museumshaven-Vereins, der zufällig mit seiner ›St. Nikolaus‹ in der Stadt lag, und strich eine Lage auf die Seiten. (Cooler Verein, bei dem der Vorstand pinseln hilft, nicht?)

Nun könnte man meinen, eine von vier Lagen, nur Kühlrohre und Seiten sei nicht die Welt. Zumal die meiste Fläche und Arbeit im waagerechten Unterboden steckt, senkrechte Wände sind dagegen ja schnell und entspannt gerollt. Doch für mich war es die mentale Rettung! Sowie die Terminliche: Ein bis zwei Tage gewonnen zu haben, war am Ende absolut entscheidend.
Tausend Dank nochmal beiden dafür!


Tank und Ruderkasten

Blaues Fass mit Stutzen und Rostschutz hinter Steuerhaus auf gammeliger Ablage Und dann war da noch die Sache mit der Regenrinne:

Mein Dieseltank ist eine Art 200l Fass, das auf der Lukenklappe vom Ruderkasten liegt. Dieser Deckel schließt seit jeher nicht ganz dicht ab, was kein Problem darstellt, solange die Regenrinne darunter funktioniert. Bei der vorletzten Werft 2014 gründlich überarbeitet und mit neuer Ableitung versehen, dachte ich irgendwie, das Thema Regen zum Ablauf weiterleiten sei erledigt und sparte mir 2019 den Aufwand, reinzugucken. Denn auch wenn der Tank relativ klein ist, kann ich ihn doch nicht alleine vom Heck heben, sprich das kostet Werftzeit und Geld.

Dumme Nachlässigkeit, eines Tages hatte ich plötzlich etwas Wasser im Achterschiff. Zu Zeiten von vermehrtem Starkregen ganz, ganz blöd. Das summiert sich in Regenphasen dann ganz flott. Da half nicht einmal Gaffertape: Mindestens das letzte halbe Jahr musste ich es ständig im Blick behalten und egal wie gut man sein Schiff kennt und die Ursache zu wissen meint, es bleibt natürlich immer die Restangst, dass dieses Wasser nicht (oder nur teilweise) von oben kommt.

Wäre der Werfttermin zum Sommer nicht bereits vereinbart gewesen und ich nicht so schulferienabhängig, wäre ich sofort hingefahren, um Zeit und Nerven zu schonen.

Besagte Restangst, es könnte doch eine klitzekleine schlechte Stelle im Unterboden an dem Wasserproblem mit beteiligt sein, verflog sofort, als ich den Ablauf der Regenrinne sah - beziehungsweise, weil ich ihn gar nicht mehr sah:

Ecke vom Ruderkasten, in der Rinne eine glatte Rostfläche, nicht zu erkennen, wo ein Loch sein müsste.  
Dieselbe Ecke vom Ruderkasten gelb grundiert, nun sieht man den Ablauf.  

Auf der anderen Seite war eine Ecke bereits komplett durchgerostet und musste geschweißt werden. Entrostung und Renovierung von Ablauf und Regenrinne ging immer dann schrittchenweise weiter, wenn sie nach irgendeinem Schauer oder einer Lackschicht schneller trocken war als der Rumpf. Oder ich aus anderen Gründen grad unten nicht weiter konnte oder wollte, beispielsweise bei Nackenstarre vom Unterbodenkriechen.
Manchmal auch bei leichtem Regen, die ganze Zeit mit einer (mangels Befestigungspunkten recht provisorischen) Plane über dem Heck, deren Ecken und Beschwerungen regelmäßig vom Winde verweht eingefangen werden wollten.

Deckel vom Ruderkasten steht an Reling, im offenen Kasten Ruderwerk, rostige Kanten   Ruderkasten offen wie zuvor, Kanten mit gelber Grundierung  
Ruderkasten offen, schwarze Kanten, Loch in Ecke geschweißt und weiß grundiert   Ruderkasten offen, komplett schwarze Kanten  

Womit eines klar ist: Der Tank kommt ab jetzt regelmäßig runter. Jede Werft. Keine Ausreden im Sinne von, wozu, es würde im Ruderkasten ja noch alles funktionieren, sondern prüfen, reinigen und streichen.

(Dummerweise gibt es da gewisse Konflikte mit der Sicherheitsmaßnahme, künftig grundsätzlich mit ganz vollem Tank in die Einfahrt zum Fischereihafen zu drehen, aber das ist Überlegung für 2027.)

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Boot im Lift bei Regen Nach exakt drei Wochen plus einen Tag an Land, durfte Noortje zurück in ihr Element. Das Wasser freute sich so über ihre Rückkehr, dass es auch von oben reichlich zur Wässerung beitrug.

Regen wird egal, sobald kein Farbtopf mehr offen ist, er freute mich fast: Alles besser als die sengende Hitze bei der gleichen Aktion vier Jahre zuvor.

Als letzter Hellingakt vor dem Urlaub des Werftchefs, brauchte nach uns kein Schiff mehr die Liftbox und wir durften darin verbleiben, um in Ruhe eine neue Tankauflage zu schustern, in seinen Worten:

"Ja, ich verstehe schon. Ohne Tank kannst du schlecht fahren."

Diesen Nachmittag fürchtete ich allerdings, er könnte das vergessen haben:

Wir legten Noortje temporär an Backbord, weil auf der Seite der Gabelstapler hinkonnte, um den Tank an Deck zu stellen, damit wir ihn später nur seitlich kippen brauchten. Das würde mit kräftiger Hilfe irgendwie gehen, aufs Schiff heben aber nicht.

Natürlich warteten wir geduldig und beobachteten, wie unser vorheriger Stehplatz umgeräumt, der Tank von dort zwischenzeitlich auf der Kreuzung abgestellt und andere Schiffe einsortiert wurden.

Boot Noortje an Backbord in der Liftbox liegend, Vordergrund Liftgurte  

Und wir warteten.
Immer mit der Ruhe. Gelegentlich fürchtete ich, ein vorbeifahrendes Auto würde meinen Tank auf der Straße rammen.

Tank steht mitten auf der Kreuzung, Autos, Schiffsbug  

Und wir warteten weiter.
Es wurde stiller auf dem Werftgelände. Zu still. Meine Ruhe war dagegen langsam dahin. Geschlossene Zäune und Uhrzeit wiesen mich auf den üblichen Feierabend hin. Ich lief suchend zwischen all den Booten herum, keiner mehr da.

Was mache ich, wenn es dunkel wird? Ab wann entscheide ich, das Boot ohne Tank auf die andere Seite zu verholen, um für die Nacht richtig festzumachen? Den Tank aus der Öffentlichkeit zurück hinter die Zäune zu ziehen?
Und dann?

Ich stellte mir vor, wie der Werftchef morgen, weit weg von hier auf Urlaubsreise, überlegen würde, ob er nicht doch vielleicht irgendetwas vergessen oder an ungünstiger Stelle stehengelassen hatte.

Tank auf Straße, dahinter steht ein anderes Boot auf meinem alten Platz  

Beispielsweise einen Tank auf der Kreuzung.

Welche Erleichterung, als ich in der Abenddämmerung den Motor des kleinen Gabelstapler-Kran-Multifunktionsdingsbumms, ach, wie auch immer es heißt, von fern heranfahren hörte!

Hand in Hand, war mein Fässchen dann flott in Gurte eingehängt, übers Gelände geschwebt und aufs Boot gestellt. Ohne irgendwo anzuecken. Wogegen Wochen zuvor beim Herunterheben ja doch einiger Lack von Auspuff und Reling in Mitleidenschaft gezogen worden war. Übliche Werftnebenwirkungen, mit denen man rechnet. Umso schöner, wenn sie ausbleiben.

(Notiz an mich selbst, egal ob Tank aufs Schiff oder Boot aufs Autodach: Zu zweit allein fluppt meist besser und viel harmonischer als mit Assistenz Dritter oder gar noch mehr Meinungen.)

Tank steht neben dem geschlossenen Ruderkasten an Deck, mit Plastiksack als Schutz obendrauf geklebt  


Endlich Ferien!

Nach einer Nacht an Bord, um wie immer nach dem zu Wasser lassen sicher zu kontrollieren, dass alles dicht ist, fuhren wir über das Wochenende zur Wohnung. Ab in die Badewanne und von Walle aus zwei Tage lang die schnellere Zugverbindung zum Festival Maritim nutzen. Zum ersten Male als normales Laufpublikum, ohne unser Boot mittendrin im Hafen. Ich wusste schon, warum ich lieber vorher fertig und zurück in Vegesack gewesen wäre! (Schönstes Event des Jahres war es dennoch.)

Die letzte Woche verging, neben viel organisieren und arbeiten für die Tankauflage, dann immerhin auch mit etwas Freizeitgestaltung, wie Ausflüge zum touristischen Teil Bremerhavens, Schwimmen und Optimistsegeln.

Das Komische ist ja, die ganze Zeit will man nur fertig werden und weg, aber wenn es dann geschafft ist, fällt der Abschied von liebgewonnenen Gewohnheiten, den Grillabenden und Hundespaziergängen mit anderen Bootsbesitzern und sogar vom im Auto wohnen, doch schwer.

War doch ein Traumliegeplatz zum Schluss, oder?

Noortje in Liftbox mit gelbem Optimist und Badeschwimmkissen auf Seite, Sonnenschein   Blick vom Steuerhaus übers Noortje, buntes Segel des Optimisten auf Seite, Lift im Hintergrund.  

Insgesamt vier Wochen nach der Hinfahrt tuckerte Noortje endlich zurück zum Heimathafen, wo wir den Rest der Ferien, insbesondere in der Schiffswohnung, alles wieder aufklarten, was während der Werftzeit komplett vernachlässigt im Chaos versunken war.


Portrait Rega Kerner, lachend, Gesicht und Overall voller schwarzer Punkte vom Rost- und Teerkratzen.  

Möchtest du mehr Fotos von dieser Werft sehen?

Dann wirf auch einen Blick auf meine vorherigen Besuche dort:

Routinewartung 2019 & Motoreinbau 2005


Bist du eher zufällig auf meiner Seite gelandet, weil du eine bezahlbare Werft in Norddeutschland suchst, auf der du selbst an deinem Boot arbeiten darfst?
Dann guck mal hier: Homepage Bootswerft Inselmann

Komm an Bord: MS NOORTJE ist Roman - Heldin!
Wer Schiffe klaut, kriegt nasse Füße - moderner Piratenroman

"Wer Schiffe klaut, kriegt nasse Füße"

Zwei junge Frauen stehlen ein altes Schiff.
Wer wegläuft, kommt auch irgendwohin. Oder ist der Fluss das Ziel?


Was passiert, wenn Mädels, die null Ahnung von Booten haben, versuchen mit diesem Wohnschiff abzuhauen?

Sind sie schon Piratinnen oder üben sie noch?

Fahre & schmunzle mit den:

 


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